Beyond Brocken - Mein Harz von A bis Z
Der Buchstabe D im Harz-ABC schenkt uns drei tolle Begleiter für Wanderungen im Harz: die Dampfloks der Harzer Schmalspurbahnen, die zum Kombinieren von Bahn- und Wanderstrecken einladen, den Dammgraben als längsten Kunstgraben des Oberharzer Wasserregals und die Dennert-Tannen, die auf Orte der Harzer Bergbaugeschichte hinweisen.
Abenteurer des Schienenstranges: Dampfloks
Wenn sich mitten im Wald unter den Duft nach Blättern, Fichtennadeln und Erde der Geruch von verfeuerter Kohle mischt, wenn Sie in der Ferne ein langgezogenes Pfeifen hören, das kein Vogel hervorbringen kann, oder ein gemütliches Schnaufen, dann ist eine Dampflok der Harzer Schmalspurbahnen nicht weit! Mit einem Schienennetz von über 140 Kilometern zwischen Nordhausen (wo sogar eine Linie der Straßenbahn die Gleise bis nach Ilfeld nutzt), Wernigerode, dem Brocken und dem Selketal schnaufen die insgesamt 25 Dampfloks (und die Dieselloks und Triebwagen) durch den Harz in Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die Entdeckung der Langsamkeit auf einer Fahrt mit einem der Züge, eine Wanderung entlang der Schienen oder einfach nur am Bahnhof von Drei Annen Hohne oder am Goethebahnhof auf dem Weg zum Brocken eine ausgedehnte Pause machen und die vorbeifahrenden Züge bewundern - alle Varianten machen Spaß! Ein paar Ausflugstipps.
Dampflok-Spotting in Drei Annen hohne
Am Bahnhof des kleinen Dorfs Drei Annen Hohne werden Sie fast immer mindestens eine, oft sogar mehrere Dampfloks erleben. Hier zweigt die Strecke der Brockenbahn, die meistbefahrene Strecke, von der Harzquerbahn ab. Und die meisten Züge haben hier etwas Aufenthalt. Auf dem Weg zum Brocken nehmen die Loks Wasser, um den Rest der Strecke zu bewältigen. Und die Züge von Nordhausen bzw. Eisfelder Talmühle setzen hier die Loks ans andere Ende des Zuges um. Beides dauert etwas - ideal, um die historischen Dampfloks aus der Nähe zu bewundern und zu fotografieren! Wer nicht so gut zu Fuß oder mit kleinen Kindern unterwegs ist, kann ganz in der Nähe des Bahnhofs parken, die paar Schritte zum Bahnsteig gehen und bei einem Kaffee den Anblick genießen. Und wenn es Sie doch an Bord lockt, können Sie von hier aus ganz spontan auf den Brocken fahren.
Das Dampferlebnis lässt sich in Drei Annen Hohne toll zu einem Tagesausflug verbinden. Nicht weit vom Bahnhof beginnt ein wunderschön angelegter Naturlehrpfad, der Löwenzahnpfad, der vor allem Kindern viele interessante Entdeckungen bietet: Auf wurzeligen Pfaden geht es zur traumhaften Hohnewiese, auf der die jahrhundertealte Hohneeiche steht, und weiter zum Naturzentrum Hohnehof des Nationalparks Harz. Unterwegs kann man Tierspuren suchen, ausprobieren, wie eine Eule hört, und sogar Memory spielen. Und noch viel mehr!
Oder Sie wandern auf dem Bahnparallelweg, zum großen Teil in Sichtweite der Gleise, hinunter zum Bahnhof Steinerne Renne oder noch etwas weiter zum Gasthaus Steinerne Renne. Zurück bietet sich eine Fahrt mit dem Dampfzug oder dem Triebwagen an! Als ich diese Variante gewählt habe, bin ich vom Winter oben im leicht verschneiten Drei Annen Hohne in den Herbst an der Steinernen Renne spaziert. Faszinierend, wenn so ein Wanderweg quasi durch verschiedene Jahreszeiten führt!
Schienen, Schloss und Stabkirche: Stiege
Es gibt viele Wanderwege im Harz, die die Schienen der Schmalspurbahn kreuzen, ein Stück begleiten oder sich mit einer Teilstrecke per Dampfross zu einer abwechslungsreichen Runde verbinden lassen. Zu viele, um sie alle zu erwähnen. Besonders schön fand ich die Fahrt mit der Selketalbahn nach Stiege, einem Ortsteil der Stadt Oberharz am Brocken - oder bis kurz davor!
Wenn Sie etwas mehr zu Fuß gehen möchten, steigen Sie schon am Haltepunkt Birkenmoor, dem letzten Haltepunkt vor Stiege, aus. Aber Achtung - die Bahn hält hier nur, wenn Sie das dem Schaffner vorher sagen oder zufällig gerade jemand einsteigen möchte! Von hier gibt es einen schönen und nicht sehr weiten Wanderweg in den Ort. Oder Sie fahren bis Stiege durch. Auch dann müssen Sie ein wenig zu Fuß gehen, um in den Ort zu kommen, denn der Bahnhof liegt etwas außerhalb am Rande der Bergwiesen. Der direkte Weg führt relativ geradlinig an einem hübschen Teich vorbei, an dessen anderem Ufer Sie die Häuser von Stiege sehen - und das Schloss.
Das Schloss von Stiege beherbergt ein gemütliches Café, in dem ich an einem kalten Märztag in der wohligen Wärme eines Kamins ein leckeres Stück Torte genossen habe - serviert mit Eierlikör, denn die Inhaber sind Niederländer! Außerdem gibt es im Schloss einen kleinen Laden mit Wohn-Accessoires. Zurück können Sie an der anderen Seite des Sees zum Bahnhof gehen. In seiner Nähe befindet sich inzwischen die Stabkirche von Stiege, die 2020/21 von ihrem ursprünglichen Standort außerhalb des Ortes hierher versetzt wurde. Auch die ist unbedingt einen Besuch wert - und bekommt ein eigenes Kapitel im Harz-ABC.
Mit dem Dampfzug auf den Brocken
Auch wenn mein Harz-ABC „Beyond Brocken“ heißt und ich Ihnen eben nicht nur die „ausgetretenen Touristenpfade“ ans Herz legen möchte, will ich doch die Königs-Strecke der Harzer Schmalspurbahn erwähnen: die Brockenbahn! Sie ist sicherlich die meist genutzte Teilstrecke des Schienennetzes - und die teuerste. Aber es ist schon ein Erlebnis, mit der angestrengt schnaufenden Dampflok auf den höchsten Berg des Nordens hinaufzufahren. Vorbei an zahlreichen Wanderern, die zu Fuß einen der Wege nach oben zurücklegen.
Der längste Graben im Harz: Der Dammgraben
Eine Wasserkreuzung. Ein Aquädukt. Ein Umlenkbecken. Unterirdische Wasserläufe. Der Dammgraben, der längste der künstlich angelegten Wassergräben des Oberharzer Wasserregals, hat einiges zu bieten. Erbaut und immer wieder nach Osten erweitert wurde er zwischen 1732 und 1827. Über insgesamt rund 19 Kilometer fließt er aus der Nähe von Torfhaus über Altenau bis nach Clausthal, wo er die Bergwerke mit Wasser vom Bruchberg und vom Brockenmassiv versorgte. Ursprünglich war der Dammgraben sogar 25 Kilometer lang, aber durch unterirdische Wasserläufe wurde die Strecke verkürzt.
Nicht weit von Torfhaus liegt sein offizieller Beginn. Auch wenn die sogenannte „Wiege des Dammgrabens“ - wo der Graben etwa 50 Jahre lang begann - ein ganzes Stück weiter westlich ist. Das Wasser des Dammgrabens kommt hier aus einem Tunnel und vereint sich mit dem Nabetaler Graben. Wenn man seinem Verlauf folgt, wandert man auf einem bequemen, schmalen Weg ungefähr parallel zur L 504 in Richtung Altenau, die der Graben kurz nach dem Förster-Ludewig-Platz kreuzt. Bald danach kann man eine Wasserkreuzung bewundern, wo der Dammgraben dem Bach Altenau begegnet. Ein paar hundert Meter weiter kommt ein Umlenkbecken: Hier wurde nach einer steilen Strecke das Wasser in einem breiten Abschnitt abgebremst und über einen Überlauf geführt, damit es in der beinahe rechtwinkligen Biegung des Grabens die Wände nicht beschädigte.
Von Altenau schlängelt sich der Dammgraben in Richtung der B 242, die er in der Nähe des Abzweigs nach Altenau erreicht. Nicht weit davon führt der Sperberhaier Damm, von dem der Dammgraben seinen Namen hat, das Wasser weiter in Richtung Clausthal. Mit dem Aquädukt wurde eine Geländesenke überquert. Über einen großen Teil der Dammstrecke fließt das Wasser durch Rohrleitungen, aber ein Teil des Grabens ist freigelegt worden und zeigt, wie das Aquädukt früher aussah. Ganz in der Nähe des Damms kann man im Sperberhaier Dammhaus einkehren.
An mehreren Stellen im Verlauf des Dammgrabens gibt es Parkplätze, von denen aus man den Dammgraben in schöne kleine Rundwanderungen einbeziehen kann. Aber am schönsten finde ich die Wanderung von Torfhaus über die Wiege des Dammgrabens bis nach Altenau. Ideal: Ein Auto in Altenau am Waldbad abstellen, mit dem anderen nach Torfhaus fahren, so dass man die ganze Strecke gut schafft und nicht den ganzen Weg zurück muss. Unterwegs lädt eine Picknickhütte am Förster-Ludewig-Platz zu einer Pause ein. Das ist einer meiner absoluten Lieblingswege im Harz!
Ein Blick für den Harzer Bergbau: Dennert-Tannen
Hinweistafeln findet man überall. Aber Dennert-Tannen gibt es nur im Harz! Vielleicht haben Sie schon eines der besonderen Schilder in Form einer gelben Tanne mit grünem Rand und schwarzer Einfassung gesehen. Oben in der Spitze findet man meistens Schlägel und Eisen, das Symbol für den Bergbau. Das ist kein Zufall: Seit 1949 markieren und erklären die auffälligen gelben Tannen Orte, die mit der Geschichte des Bergbaus im Harz zu tun haben.
Traditionell wurden die Dennert-Tannen aus Holz hergestellt. Die Form der Tanne (oder eigentlich Fichte) steht für die Nadelwälder im Harz. Die gelbe Farbe symbolisiert die Sonne, die schwarze Umrandung die Dunkelheit unter Tage, das Grün die mit Fichten bewachsene Erdoberfläche. Heute bestehen sie aus Kunststoff oder Aluminium. Die Dennert-Tannen werden vom Oberharzer Geschichts- und Museumsverein oder auch von Gemeinden und Harzclub-Zweigvereinen aufgestellt und betreut. Inzwischen geht es übrigens nicht mehr nur um den Bergbau: Auch andere interessante Orte haben ihre eigene Dennert-Tanne bekommen.
Die Idee und der Name gehen auf Oberbergrat Herbert Dennert (1902-1994) zurück. Der hat sich für den Erhalt Harzer Bergbaudenkmäler eingesetzt, war aber überzeugter Nationalsozialist. Als das bekannt wurde, entschied man sich bewusst dafür, die Tannen nicht zu entfernen. Stattdessen wurden gerade auch an Orten neue Tannenschilder aufgestellt, an denen er das mit Sicherheit nicht getan hätte. Zum Beispiel an der ehemaligen Sprengstoff-Fabrik „Werk Tanne“ bei Clausthal, in der während der Nazidiktatur Zwangsarbeiter beschäftigt wurden.
Wenn Sie unterwegs eine Dennert-Tanne entdecken, lohnt es sich auf jeden Fall, genauer hinzusehen! Auf diese Weise erfahren Sie viel über den Harzer Bergbau, die Nutzung der Wasserkraft mithilfe des Oberharzer Wasserregals und vieles mehr.
Hier finden Sie alle Folgen des Harz-ABC "Beyond Brocken - Mein Harz von A bis Z".
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