Es ist schon ein bisschen fies, wenn zwei Wörter praktisch genau gleich klingen. Gar nicht so leicht, sich dann zu merken, wann man wie schreibt! So wie „seit“ und „seid“. Zu allem Überfluss können sie ohne Weiteres und sehr sinnvoll in ein- und demselben Satz vorkommen. Das macht das Ganze gleich noch verwirrender! Also sehen wir uns das Problem mal etwas genauer an. Wann schreibt man „seit“ mit t und wann schreibt man „seid“ mit d?
Ein paar Beispiele für „seid“ mit d
Bevor wir zur Erklärung vordringen, zäumen wir das grammatikalische Pferd von hinten auf und sammeln erst mal ein paar Beispiele. Ich glaube, dann ist es leichter zu durchschauen.
Wir fangen einfach mal mit „seid“ an und nummerieren die Beispielsätze vorsichtshalber mit D wie „seid“. Also los:
D1: Seid ihr gut nach Hause gekommen?
D2: Ihr seid meine besten Freundinnen.
D3: Seid nicht traurig!
Es ist gut zu erkennen, dass „seid“ von der Wortart ein Verb ist und in den Beispielen jeweils als das Prädikat des Satzes fungiert.
Und jetzt Beispiele für „seit“ mit t
Hier kommen nun ein paar Beispielsätze mit „seit“, konsequenterweise mit T nummeriert:
T1: Ich wohne seit einem Jahr hier.
T2: Seit gestern regnet es.
T3: Ich trage eine Brille, seit meine Augen schlechter sind.
T4: Seit ich lesen kann, liebe ich Bücher.
Wenn man genau hinsieht, kann „seit“ mit t zwei verschiedene Wortarten sein.
Wie, zwei? Echt jetzt?
Keine Sorge, es ist trotzdem nicht kompliziert.
In T1 und T2 ist „seit“ eine Präposition. Also so etwas wie „vor“, „nach“, „über“, „auf“. Es bezieht sich auf die Angabe danach: auf „einem Jahr“ in T1 und „gestern“ in T2.
In T3 und T4 handelt es sich um eine Konjunktion, die einen Hauptsatz (ich trage eine Brille) und einen Nebensatz (seit ich nicht mehr so gut sehen kann) miteinander verbindet. Das „seit“ bezieht sich also auf den gesamten Nebensatz.
Aber Sie haben es sicher schon bemerkt: Auch wenn „seit“ in T1 und T2 eine andere Wortart ist als in T3 und T4, haben die beiden Wörter doch etwas gemeinsam: Beide erzählen uns etwas über den Zeitpunkt in der Vergangenheit, an dem etwas begonnen hat.
Die Verbform „seid“ mit d
In den Beispielen T1 bis T3 ist „seid“ eine Verbform, und zwar die 2. Person Plural von „sein“: ihr seid.
Wenn das gemeint sind, wenn „seid“ ein Verb ist, dann wird es immer mit d geschrieben.
Immer.
Ja, wirklich immer. Darauf können Sie sich verlassen.
Wie man sich das merken kann? Vielleicht so: die anderen beiden Pluralformen von „sein“, wir sind“ und „sie sind“, die erste und dritte Person Plural, enden auch auf -d. Genau so wie „ihr seid“.
Wie Sie sehen, gilt das auch im Imperativ: „Seid nicht traurig!“
Präposition und Konjunktion: „seit“ mit t
Wenn „seit“ eine Präposition (seit gestern) oder eine Konjunktion (seit ich wach war) ist, dann wird es auf jeden Fall mit t geschrieben.
Sie müssen sich also jetzt nicht merken, was genau was ist. Wir brauchen nur eine Eselsbrücke, die uns hilft, die richtige Schreibweise bei Präposition und Konjunktion zu behalten!
Und die liegt eigentlich auf der Hand. „Seit“ hat in diesen Fällen immer mit der Zeit zu tun: Es geht um die Frage, seit wann etwas so ist. Und wie „Zeit“ wird „seit“ dann mit t geschrieben!
Wie merken Sie sich die Schreibweise?
Helfen Ihnen diese beiden Eselsbrücken? Oder merken Sie sich mit einem anderen Trick, ob es „seit“ oder „seid“ heißen muss? Verraten Sie uns Ihre Gedächtnisstütze gerne in den Kommentaren!
Sie sind unsicher, ob Sie in Ihrem Text noch Fehler übersehen haben? Dann übernehme ich für Sie gerne das Lektorat oder Korrektorat. Schreiben Sie mir einfach eine E-Mail!
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